Kärnten ORF.at
MI | 11.04.2012
Josef Winkler (Bild: ORF)
Josef Winkler.
LITERATUR
Winklers Text gegen die Mächtigen in "K"
Das Fußballstadion. Ein totes Kind. Das Fehlen der Bücher, damals und heute. Die Macht der Mächtigen und das Geld. Ein Aufruf zum Aufruhr - das ist "Der Katzensilberkranz in der Henselstraße" von Josef Winkler - die 33. Rede zur Literatur.
"Eine ganze Epoche liegt zwischen uns, und heute ein gewaltiges Schneeland".
(Stéphane Mallarmé)
Dunkelgraue Abrechnung mit der Politik
"Der Katzensilberkranz in der Henselstraße" ließ die Eröffnung des 33. "Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs" zu einem in dunkelgrauer Farbe gehaltenen Vorwurf der Literatur an die Politik werden - der vom Publikum mit minutenlangem Applaus bedacht wurde. "Diese Detonation wird in Klagenfurt noch lange für Nachbeben sorgen", merkte Clarissa Stadler nach Winklers Rede an.

Kärnten und Klagenfurt, beide in Winklers Text mit jenem bedeutungsschweren Buchstaben-Kürzel bezeichnet, das auch Ingeborg Bachmann einst für "Jugend in einer österreichischen Stadt" wählte, um die einstige Lebenswelt "K" zu benennen - werden in "Der Katzensilberkranz..." zum Ausgangspunkt der Winklerschen Abrechnung.
Auf Wunsch des Autors Josef Winkler wurde die 10. Klagenfurter Rede zur Literatur: Der Katzensilberkranz in der Henselstraße von der Site genommen.
"Den Tod aus dem Asphalt gestampft"
Buchstäblich wirft Winklers Text den Politikern "Ks" ihr "Katzensilber" vor die Füße, prangert Geldverschwendung in Form von Fußballstadien und Steuerberaterhonoraren an, vor allem aber den zwei Jahre zurückliegenden Tod des kleinen Buben Lorenz Woschitz auf einer Baustellenkreuzung in der Klagenfurter Radetzkystraße: Weil, so Winkler, "immer wieder Personal zu Arbeiten ins Fußballstadion abgezogen" worden sei, man wochenlang keine Arbeiter auf nämlicher Baustelle gesehen habe und die verantwortlichen Straßenbauer - Winkler nennt sie "die Sensenmänner von Klagenfurt" - "schließlich den Tod eines Schulkindes buchstäblich aus dem Asphalt gestampft" hätten.
Vom Ende aller Kindertage
Textpassagen aus nämlicher Bachmannschen` "Jugend" durchziehen Winklers Rede, setzen Vergangenheit und Gegenwart "Ks" in Verbindung, in der sich - von den Kindertagen Ingeborg Bachmanns angefangen, über die vor zwei Jahren zu Ende gegangenen Kindertage des von einem Lastwagen in den Tod gefahrenen Lorenz, bis heute - nichts geändert habe.

Assoziativ hangelt sich Winklers Text vom Tod der Dichterin in Rom (auch ein Kindheitshörbild Winklers) zum Unfalltod des Kindes zurück in die Gegenwart "Ks".
Bachmann: "Die Kinder haben keine Zukunft"
Und Winkler stellt mit Ingeborg Bachmann fest: "Die Kinder haben keine Zukunft". "Sie fürchten sich vor der ganzen Welt […] Sie hüpfen auf einem Bein in die Hölle und springen mit beiden Beinen in den Himmel". Winkler schreibt, nachdem er Klagenfurt die "einzige Stadt Mitteleuropas mit 100.000 Einwohnern, in der es keine eigene Stadtbibliothek gibt", die sich aber dennoch "seit über dreißig Jahren, jährlich im Juni, in der Zeit der Lindenblüte, als deutschsprachige Literaturhauptstadt feiern lässt", genannt hat:

"Sie haben kein Geld für eine Bibliothek für Kinder und Jugendliche. Sie haben kein Geld für Bücher. Sie haben kein Geld für die Bücher von Ingeborg Bachmann. […] Seit über dreißig Jahren haben sie kein Büchergeld für die Jugend dieser österreichischen Stadt!" Ebenso, wie die Stadt kein Geld gehabt habe, um der Familie des getöteten Buben ein zinsenloses Darlehen für die Begräbniskosten zu gewähren.
Josef Winkler (Bild: ORF)
Am Ende, der Aufruf zum Aufruhr
Am Ende des Winkler-Textes, der Aufruf zum Aufruhr: "Wie lange werden sich die Bevölkerung des Landes K. und die Bewohner der Stadt K. von diesen schamlosen und räuberischen Politikern, den Hausherrn des Landes Kärnten und den Hausherrn der Stadt Klagenfurt, noch ausbeuten lassen, wann werden sie endlich auf die Straße gehen und den Mund aufmachen, wie lange werden sie sich noch schweigend einrichten […]".
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