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MI | 21.03 | 16:36
"Lei Lei" 50 Jahre Villacher Fasching
"Lei Lei" wird man in den kommenden Wochen noch oft hören: Der Villacher Fasching wird nämlich offiziell 50 Jahre alt und das wird kräftig gefeiert.
Zwei Jubiläumssitzungen
Den Auftakt machen am 19. und 20. November zwei Jubiläumssitzungen der Faschingsgilde mit den Stars von einst und jetzt.

Am 7. Jänner gibt es die Premierensitzung mit dem neuen Programm und nach den insgesamt 13 närrischen Veranstaltungen im Congress Center lädt die Stadt Villach am 2. Februar bei freiem Eintritt zu einer Open-Air-Sitzung auf dem Hauptplatz.

Die TV-Übertragung steht am 8. Februar (Faschingsdienstag) auf dem Programm.

Exakter Geburtstag des Villacher Faschings der Neuzeit ist der 19. Februar 1955. Als Initiator gilt der Drogist Rudi Horn.
Schon 1867 wurde gefeiert
Die Bevölkerung der Draustadt trieb es allerdings schon vor dem heutigen Fasching bunt: Der erste bekannte "Villacher Fasching" fand schon 1867 mit einer "gelungenen Corsofahrt" seinen Abschluss.

Der Chronist berichtete von Hunderten maskierten Teilnehmern und der Zufriedenheit der Kaufmannschaft, die "Geld scheffelte".

Nach der Jahrhundertwende war es dann die "Bauerngman Villach", die seit ihrer Gründung im Jahre 1908 als glanzvolle Faschingsveranstaltung alljährlich den "Villacher Bauernball" veranstaltete.

Erster Prinz war Klagenfurter...
Ab 1955 gab es aber das erste Prinzenpaar, Fanfarenbläser, Hofnarren, einen Umzug mir rund 300 Teilnehmern - heute sind es Tausende - sowie Tanz und Unterhaltung in den Gaststätten.

Das durchaus Komische beim ersten Villacher Fasching: Der Prinz, Fidelius I., war ein "zug'raster" Klagenfurter. Zum Glück stammte aber wenigstens Prinzessin Dorli I. aus der künftigen Faschingshochburg.

Auch der Narrengruß "Lei Lei", heute in ganz Österreich Synonym für den Fasching, wurde damals erstmals lautstark populär gemacht.
Woher kommt das "Lei Lei"?
Es gilt seit damals als völlig normal, beim Betreten der Geschäfte und Kaufhäuser mit "Lei Lei" begrüßt zu werden und ebenso zu antworten.

Über den Ursprung des Faschingsgrußes ranken sich alle möglichen Geschichten, am wahrscheinlichsten ist wohl, dass der Begriff des "Kärntner Lei Lei" Namensgeber ist. "Lei Lei" - erstmals 1906 vom Mundartdichter Hans Tschebull niedergeschrieben - bedeutet so viel wie "Liebevoller Tolpatsch, Tölpel, Narr".
G'riss um die Karten
Die Faschingsaktivitäten verbuchten alljährlich Steigerungen und Novitäten: 1961 fand die erste "Villacher Faschingssitzung" statt.

Damals mussten die Mitglieder der "Bauerngman" mit den Eintrittskarten noch hausieren gehen, heute sind die Sitzungen zumeist schon ein Jahr vorher ausverkauft.

Von der Bühne ins Fernsehen
1963 übernahm der ORF erstmals Ausschnitte aus einer Faschingssitzung, ein Jahr später wurde die "Villacher Faschingsgilde" als eigenständiger Verein gegründet.

Seit dem Jahre 1972 gestalten jeweils rund 160 Amateure auf und hinter der Bühne ein Dreieinhalbstunden-Programm, dessen Höhepunkte immer am Faschingsdienstag im ORF gezeigt werden und die höchsten Einschaltquoten aufweisen.

Es ist sicher ein Verdienst der "Villacher Narren", dass österreichweit zahlreiche Faschingsgilden nach dem Vorbild der Draustadt gegründet wurden.
Lei-Lei-Buch erschienen
Zum 50-jährigen Jubiläum des Villacher Faschings ist auch ein Buch erschienen, dessen 192 Seiten einen Querschnitt durch das "närrische Treiben" der vergangenen Jahrzehnte bieten.

Von einer - versuchten - Aufklärung über das Woher des Faschingsgrußes "Lei Lei" über die Geschichte des Faschings, die Pioniere, alle bekannten Mitwirkenden bei den Faschingssitzungen, die TV-Parodien und ihre Protagonisten, den Kinderfasching und die Faschingsgilde bis zu allgemeinen Informationen erfährt man alles über das bunte Treiben in der Draustadt.

Die beiden Kärntner Autoren Albin Tilli und Christian Reichel lassen in ihrem Buch "Lei Lei! 50 Jahre Villacher Fasching" Höhepunkte und unvergessene Anekdoten Revue passieren.
Lieblingsopfer Politik
Aus dem Buch ist aber auch ersichtlich, dass die - neben den Klagenfurtern - beliebtesten Opfer der Villacher Faschingsakteure die Politiker waren und sein werden. So hieß es schon im Jahre 1978: "Trink niemals mit einem Politiker, denn der schenkt dir keinen reinen Wein ein."

Und 1983: "Politiker sind lustige Menschen - immer zu Spesen aufgelegt". Oder 1996: "Wäre Haider Bundekanzler, hätten wir schon das Ausländerwahlrecht. Die Ausländer könnten dann wählen, ob sie mit dem Zug oder dem Bus heimgebracht werden."
"Lei Lei! 50 Jahre Villacher Fasching" von Albin Tilli und Christian Reichel, Kärntner Druck- und Verlagsgesellschaft, Klagenfurt 2004, 192 Seiten, Preis 19,90 Euro
"Lebensweisheiten" von Narren
Es gab und gibt aber auch "Lebensweisheiten" im Lei-Lei-Buch nachzulesen. So hieß es 1981: "Streikt der Fernseher im Dezember, wirst du Vater im September."

Oder: "Heuchelei ist, wenn der Arzt seinem Patienten baldige Besserung wünscht." Und 1995: "Die Post befördert die Beamten schneller als die Briefe." Und schließlich 2000: "Wenn einem das Wasser bis zum Halse steht, soll man nicht den Kopf hängen lassen."